In der Gemeinde Glovelier soll im kommenden Jahr ein Werk zur Produktion von sauberem, grünem Wasserstoff entstehen. Hinter dem vielversprechenden Projekt steht die auf Holzverarbeitung spezialisierte Groupe Corbat. Foto: haute-sorne.ch, Visualisierung: Groupe Corbat

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Jura will grüne Energie dank Wasserstoff aus Holz

Das Unternehmen «H2 bois SA» lanciert in Glovelier sein Projekt zum Bau einer Anlage, die aus Holz grünen Wasserstoff herstellen soll. Das Verfahren frisst wenig Strom und belastet die Umwelt weit weniger als die Produktion von grauem Wasserstoff.

Sabine Vontobel | Ist das, was im Kanton Jura zurzeit passiert, ein Schlüsselelement für die so dringend nötige Energiewende?  Die Verantwortlichen des im letzten Juni gegründeten Unternehmens «H2 bois SA», das mehrheitlich der Groupe Corbat gehört, möchten die erste Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff aus Holz in der Schweiz realisieren. Geplant ist der Baubeginn für dieses Vorzeigeprojekt in diesem Frühjahr, so die Prognose der Betreiber. 

Die Grundidee und treibende Kraft hinter dem Projekt: Wasserstoff wird im Rahmen der Dekarbonisierung von Industrie und Verkehr allgemein als vielversprechender, neuer Energieträger anerkannt. Die grösste Herausforderung dabei ist jedoch die Herstellung von sauberem, grünem Wasserstoff, der anders als der graue Wasserstoff ausschliesslich aus erneuerbaren Rohstoffen gewonnen wird.

Das eigentliche Prinzip besteht darin, Holz durch einen Thermolyseprozess in Kohlenstoff und Wasserstoffmoleküle aufzuspalten.  Für die Thermolyse sollen in Glovelier ausschliesslich lokale und nachhaltige Ressourcen genutzt werden. Das jurassische Werk soll dereinst pro Jahr 450 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren – das ist das Äquivalent des Jahresverbrauchs von rund 80 LKWs oder 3000 Fahrzeugen. 

Bei der Thermolyse entstehen neben Wasserstoff auch Pflanzenkohle sowie gasförmiger Kohlenstoff. Pflanzenkohle, der feste Rückstand aus dem Thermolyseprozess, speichert einen Grossteil des Kohlenstoffs, den der Baum während seines Lebenszyklus aufgenommen hat. Diese Rückstände bieten viele Verwendungsmöglichkeiten, etwa in der Landwirtschaft oder in der Lebensmittelindustrie. Die Aufnahme des restlichen Kohlenstoffs kann durch die Extraktion von CO²erfolgen. Im Gegensatz zu einer Verbrennung wird der Kohlenstoff so nicht in die Atmosphäre freigesetzt.  

Transport über Pipelines

Innovative Technologien sowie die Verwertung von Nebenprodukten aus der Forstwirtschaft und der Holzindustrie tragen gemäss Co-Geschäftsführer Benjamin Corbat (siehe auch Interview auf dieser Seite) zur guten Energiebilanz des vielversprechenden 
Energieträgers bei.

Verantwortlich fürs industrielle Verfahren ist das Unternehmen Haffner Energy. Es zeichnet sich durch seine Energieeffizienz und seinen hohen technologischen Entwicklungsstand aus. Die geplante Produktionsstätte, die voraussichtlich ab Frühling 2024 in Betrieb sein wird, befindet sich am Sitz der auf Holzverarbeitung spezialisierten Groupe Corbat.

Der Verteilungsstandort ist am Rande der Autobahn A16-Transjurane geplant, was die Zufahrt erheblich erleichtern wird. Die Anlage soll in einem bereits bestehenden Industriequartier in der Nähe von etablierten Verbrauchern von grauem Wasserstoff zu stehen kommen. Um die Umweltbelastung so gering wie möglich zu halten, wird der Wasserstoff gemäss Projektbeschrieb über Niederdruck-Pipelines geleitet, die in der Folge schädliche LKW-Transporte und auch das stromfressende Komprimieren des Gases nahezu unnötig machen. 

Für Verbraucher, die sich nicht direkt in Glovelier befinden, kann der Energieträger trotzdem in Container verladen und per Lastwagen, zu einem späteren Zeitpunkt wohl auch auf Schienen, befördert werden. Damit soll im Kanton Jura im kommenden Jahr ein regelrechtes Ökosystem für grünen Wasserstoff entstehen.


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