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Forêtxcellence setzt sich für aussergewöhnliche Hölzer ein

Der Jurabogen hat Potenzial für die Produktion von aussergewöhnlichen Hölzern, vor allem von Klangholz. Der Verein Forêtxcellence hat sich zum Ziel gesetzt, den Waldbesitzern einen grösseren Nutzen zu verschaffen. Der Verein nimmt seine Tätigkeit in diesem Winter auf.

WaldSchweiz | Edouard Sauser, Förster im Familienbetrieb in La Chaux-du-Milieu (NE), schrotet sorgfältig die Wurzelanläufe. Wenige Augenblicke später fällt der imposante Baum unter den Blicken der Medienvertreter und lässt frostige Schneewolken aufsteigen.

In den letzten Novembertagen des Jahres 2023 organisierte Forêtxcellence in den Gemeindewäldern von La Sagne (NE) die Ernte von ausgewählten Bäumen, die sich als potenzielle Klangholzzulieferer eignen könnten. Der Mond stand ausserhalb der Vegetationsperiode in einer günstigen Phase, und es war bitterkalt: Das Wetter bot alle nötigen Voraussetzungen für die Ernte von Spitzenstämmen.

Forêtxcellence ist ein Neuling in der Welt der Wälder des Jurabogens. Der seit einigen Monaten erst informell tätige, gemeinnützige Verein soll im Januar 2024 offiziell gegründet werden.

Eine Lücke schliessen

Die Initiative wird vom Bundesamt für Umwelt sowie von Stiftungen und mehreren Kantonen (NE, BE und VD) unterstützt und von ForêtNeuchâtel verwaltet. Was ist ihr Ziel? Die Aufwertung von Klanghölzern – vor allem Fichte und Spitzahorn – zugunsten der Waldbesitzer.

Forêtxcellence füllt eine Lücke, da es bislang keine vergleichbare Organisation gab. Der Absatz von Klangholz oder einfach von aussergewöhnlichen Fichten der Qualität A war bislang Sache von privaten Akteuren oder Sägern, und zwar fast ausschliesslich zu deren Gunsten. Stéphane Brawand, Geschäftsführer von ForêtNeuchâtel und der Vereinigung, erklärt: «Forêtxcellence wird sich am gesamten Prozess beteiligen, von der Identifizierung der Bäume über das Sägen und Trocknen bis hin zum Verkauf des Holzes an die Geigenbauer.»

Zunächst werden die Bäume, die Klangholz liefern könnten, gemeinsam mit den Förstern und gegebenenfalls mithilfe von Experten vor Ort identifiziert. Nach dem Fällen der ausgewählten Bäume wird eine Scheibe ihres Stammes zur Analyse an das kantonale Labor für Dendrochronologie in Hauterive (NE) gesandt. «Ist das Ergebnis positiv, wird der Stamm dem Sägewerk übergeben, um in Brettchen geschnitten zu werden. Diese müssen die richtige Grösse für die Instrumente haben, für die sie bestimmt sind», erklärt Stéphane Brawand.

Xylothek im Aufbau

Nicht alle Klanghölzer haben dieselben Eigenschaften, vor allem was ihre Dichte und den Abstand der Jahrringe angeht, weshalb sie je nachdem für Bratschen, Geigen, Kontrabässe, Klaviere oder andere Instrumente geeignet sind. Bevor die Brettchen in den Handel kommen, werden sie mehrere Jahre lang luftgetrocknet, fünf Jahre im Durchschnitt.

Forêtxcellence wird eine Xylothek zur Verfügung haben. Das ist ein Raum, der derzeit in den Gebäuden des kantonalen Zentrums für Natur, Garten und Landschaft Evologia in Cernier (NE) eingerichtet wird. Dort werden Hölzer aufbewahrt, die noch getrocknet werden oder bereits verkaufsfertig sind. Die Käufer können Muster erwerben, die sie auf ihre akustischen und strukturellen Qualitäten testen können.

Den gesamten Prozess begleiten

Forêtxcellence hat es sich zur Aufgabe gemacht, die gesamte Wertschöpfungskette zu begleiten. Zu Beginn erwirbt der Verein die ausgewählten Stämme ab Stock zu einem garantierten Preis von rund 400 Franken pro Kubikmeter. Wenn diese Stämme ihr Versprechen halten und als Klangholz abgesetzt werden können, zahlt die Vereinigung dem Eigentümer den entsprechenden Mehrwert, der das Drei- bis Vierfache des Grundpreises betragen kann. Im umgekehrten Fall übernimmt Forêtxcellence die Vermarktung der Stämme als hochwertige Hölzer (A), z.B. an Säger, Händler, Schreiner oder Schindelhersteller. 

«Wir müssen uns noch mit diesem speziellen Markt vertraut machen», sagt Stéphane Brawand. Heute sind es in der Regel Händler oder Säger, welche die Stämme, aus denen Klangholz gewonnen werden kann, identifizieren und zu ihrem Vorteil verkaufen, ohne dass der Eigentümer davon profitiert.

Der Verein will rund 200 000 Franken als «Betriebskapital» aufbringen, um in den nächsten fünf Jahren Holz zu kaufen. Nach Ablauf dieser Frist wird es sich durch den Verkauf von Klangholz zurückzahlen. «Nach fünf bis sechs Jahren sollte Forêtxcellence so eine ausgeglichene Jahresrechnung haben und es schaffen, sich selbst zu finanzieren», sagt Stéphane Brawand.

600 m3 jährliches Potenzial

Das Projekt Forêtxcellence tritt in die Fussstapfen einer umfassenden Studie, die zwischen 2016 und 2018 im französischsprachigen Teil des Jurabogens durchgeführt wurde. Diese kam zum Schluss, dass in einem Perimeter, der von der Vallée de Joux bis zur Region Grand Chasseral (Berner Jura) reicht, jährlich rund 600 m3 Klangholz gewonnen werden können. In dieser Region gibt es hoch gelegene Waldgebiete (über 1000 m), die geradlinige, astfreie Stämme der gewünschten Qualität liefern können, da sie langsam oder sehr langsam gewachsen sind.

Forêtxcellence will den Eigentümern helfen, diese Einzelbäume vorzugsweise im Rahmen der normalen Holzeinschläge zu ernten, und einen eigenen Markt dafür schaffen. Ausserdem soll die waldbauliche Pflege, insbesondere die Wertastung und die Pflege junger Fichten, gefördert werden, um die Klangholz-Tradition der Wälder in den Höhenlagen des Jurabogens langfristig fortzusetzen. ′ 

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